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Wie aus einem fehlenden Frühstücksei 2.000 Hühner wurden

Altmühltaler Wiesen Ei

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Landg´macht - Regionale Produkte aus Altmühlfranken

„Der Vater meiner Frau hat nach Dittenheim geheiratet und das Erste, was er gemacht hat, war die Hühner abzuschaffen“, sagt Martin Lastinger und lacht. „Das Erste allerdings, was ich gemacht habe, als ich nach Dittenheim geheiratet habe, war es, die Hühner wieder anzuschaffen.“

Es brauchte allerdings eine Art Aha-Moment, damit aus dem stillgelegten Bauernhof im Herzen des Dorfes mit seinen 25 Hobby-Hühnern wieder ein echter landwirtschaftlicher Betrieb wurde. „Ich bin eines Morgens aufgestanden, und wollte ein Ei zum Frühstück“, erzählt Martin Lastinger. „Aber meine Frau hat mir erklärt, dass es keines mehr gibt.“ Familie, Freunde, Bekannte versorgten sich so gerne und verlässlich mit den Eiern der Familie, dass für den Herrn der Hühner nichts mehr übrig blieb.

„Dass kann es ja wohl nicht sein, hab‘ ich mir gedacht: Da hat man 25 Hühner, kümmert sich drum und kriegt trotzdem kein Ei.“ Lastingers Konsequenz daraus: Schluss mit Hobby, jetzt wird richtig Hühner gehalten. Seine Frau Katrin war bereit, diesen Enthusiasmus zu teilen und bald war das dynamische Ehepaar deutschlandweit unterwegs. Um sich Hühnerställe anzuschauen. Denn eines war klar: Wenn sie richtig viele Hühner wollten, dann würden die nicht irgendwo eingepfercht auf dem Hof leben, sondern richtig Platz bekommen.

Ein Stall wie ein Ufo

Die Lösung: Ein mobiler Hühnerstall musste her. Damit könnten die Tiere auf wechselnden Wiesen rund ums Dorf Futter und artgerechtes Zuhause finden. Immerhin wollte man ja die Eier von glücklichen Hühnern auf den Tisch bringen. 2017 schließlich hatte man gefunden, was man suchte und kam mit einem Hühnerstall auf Rädern nach Dittenheim. „Am Anfang haben die Leute das wie ein Ufo angeschaut. Das kannte man einfach noch nicht“, erinnert sich die Familie.

Heute kennt das in Dittenheim jeder. Denn aus dem einen fehlenden Frühstücksei wurden 2.000 Hühner, die die Lastingers heute in vier mobilen Ställen rund um ihren Heimatort halten. Und selbst dabei blieb es nicht, denn bei den Lastingers ist heute fast alles zuhause, was Federn hat. Hähnchen, Enten, Gänse, Puten, Perlhühner, Wachteln – sie alle haben beim Altmühltaler Wiesen Ei ein wesensgerechtes Zuhause gefunden.

Eine Herrin der Hühner

Das bedeutet eine Menge Arbeit, weswegen es nun eine Herrin der Hühner gibt. Katrin Lastinger ist die tägliche Betreuerin der mittlerweile um die 3.000 Federtiere auf dem Hof. Ihr Mann arbeitet bei der Berufsfeuerwehr in Nürnberg, nutzt aber die freie Zeit, um auf dem Geflügelhof mit anzupacken.

Der wirtschaftliche Kern dieses Hofes sind die Eier: Rund 1.800 klauben sie täglich von Hand aus den gemütlichen Einstreunestern der Ställe. Die Eier werden zu 100 Prozent regional abgesetzt. „Wir wollten von Anfang an nicht in den Supermarkt. Eine große Abhängigkeit von einem großen Abnehmer war keine Option für uns, wir wollten eine kleinteilige Direktvermarktung mit dem Endverbraucher.“

Stattdessen vertreibt man die Eier im eigenen Hofladen, an vier Automatenstandorten, dem eigenen Marktstand am Gunzenhausener Wochenmarkt und bei etwa 15 lokalen Wiederverkäufern. „Das Netz musst du dir erstmal aufbauen, das war nicht so einfach, da musst du schon viel Klinken putzen“, weiß Katrin Lastinger.

Egal, ob Pute, Huhn oder Wachtel, ob Fleisch oder Ei, der Familie geht es darum, Tierprodukte herzustellen, hinter denen sie selbst stehen. „Das ist die Art Haltung, wie ich als Verbraucher mir das auch vorstelle. Das ist unser Anspruch, die Tiere so zu halten, wie wir es als Kunden auch gerne hätten“, erklärt Martin Lastinger. Statt 30 Tage in einen Stall gepfercht zu sein, laufen die Dittenheimer Hähnchen 70 Tage im Freiland durch die Gegend. Mit viel frischer Luft und Platz. Die auf dem Hof hergestellte Futtermischung, mit Kräutern, Pflanzenkohle und vielem mehr ist ein weiterer Baustein für das Wohlbefinden von Lastingers Tieren.


 Haben die Tiere Platz, bleiben sie auch gesund

Entscheidend für die Gesundheit der Tiere ist zudem, wie eng sie gehalten werden. „Hier haben die Tiere Platz und werden deutlich weniger krank“, bringt es Martin auf den Punkt. „Seitdem wir angefangen haben, haben wir noch kein Antibiotikum, kein Medikament gebraucht.“ Das Zusammenspiel von Freilandhaltung mit den klimatischen Reizen, einer geringer Besatzdichte und der wesensgerechten Fütterung hält die Tiere fit.

Um sich einen Eindruck zu verschaffen, wie das in der Praxis aussieht, dazu muss man nur einen Spaziergang rund um Dittenheim machen. An einer Wiese oberhalb des Ortes macht man Halt. Die Hühner laufen frei durcheinander, picken eifrig vor sich hin, finden hier mal einen Wurm, reisen da mal an einem Büschel Gras. Mittendrin stehen ein paar duldsame Schafe mit eindrucksvollen Hörnern, die sich das Treiben gemächlich ansehen, zwischendurch springt Hofhund Leo herum.

Die Lastingers kennen ihre Tiere

Im Unterschied zu anonymen Großbetrieben kennen Katrin und Martin Lastinger ihre Tiere. Die tägliche Routine aus Füttern, Saubermachen, Eier holen und Kontrollieren dauert allein schon einen Vormittag. Genug Zeit, dass auffällt, wenn eine Gans hinkt oder eine Ente nichts mehr fressen mag.  Martin Lastinger: „Das geht bei den großen Betrieben unter. Ich merke es schon am Geräusch des Gurrens der Hühner, wenn was nicht stimmt.“

Hofeigene Schlachtung

Seit Januar 2024 schlachten Katrin und Martin sämtliches Geflügel selbst am Hof, dazu wurde ein hochmodernes Geflügelschlachtmobil angeschafft. Der für die Tiere belastende Lebenstransport fällt damit weg und die Wertschöpfungskette bleibt am Hof.  Den Lastingers ist wichtig, dass die Verantwortung gegenüber der Kreatur nicht abgegeben wird und auch das Schlachten in ihren Händen liegt.

Beide sind zufrieden, was alles aus dem fehlenden Frühstücksei geworden ist. Sie sind auch stolz, wieder Landwirtschaft in den Ort zurückgebracht zu haben. Mitte der 1990er-Jahre hatten Katrins Eltern wie so viele andere auch, den Betrieb aufgegeben. „Die haben im Amt haben erst mal geschaut, als wir gekommen sind, und gesagt haben, dass wir eine Betriebsnummer brauchen“, lacht er im Rückblick.  „Die haben suchen müssen, wo die Formulare sind, denn ansonsten geben die Leute sie ja immer nur zurück.“

Die nächsten Ideen schon in der Schublade

Im Dorf hat man die beiden Hühnerpioniere schon auch mal mit Skepsis beäugt. „Wir waren ja keine echten Landwirte und fangen dann sowas an“, verstehen sie die Zweifel. Aber beide haben später auf der Abendschule die Landwirtschaft auch noch „richtig gelernt“ und der Erfolg gibt ihnen sowieso recht.

Wie es weitergeht? „Die Mitarbeiterin beim Steuerberater sagt immer, wir hatten noch nie ein reguläres Geschäftsjahr, weil kein Jahr mit dem anderen zu vergleichen ist, weil jedes Mal was Neues dazukommt“, lacht das umtriebige Ehepaar. Vielleicht also erstmal ein bisschen ruhiger machen? Beide nicken, klingt nach einer guten Idee.

Wobei … „Wir haben einen genehmigten Bauplan für einen Hofladen mit Café, aber da haben wir nach Corona und Beginn der Inflation ein bisschen Muffe bekommen, weil das Geschäft kurzzeitig eingebrochen ist. Man muss jetzt mal sehen, ob und wann wir uns das mit der nächsten Erweiterung trauen, aber das wäre der nächste Schritt.“


Eine von vielen Geschichten aus der lebendigen Szene der Direktvermarkter in Altmühlfranken. Weitere Geschichte sowie Informationen und mehr finden sie auf der Seite der Kampagne „Landg‘macht. Regionale Produkte aus Altmühlfranken“.